© Karry Wilhelm, Michaela Thöni-Kohler

Heilkräuter aus den Alpen

moreFAMILY / Gesundheit

Wohltuende, entschlackende Tees, duftendes Gewürzsalz und frisches Grün auf Gemüse oder in Aufstrichen, ein stärkendes Tonikum oder eine Einreibung zur Belebung der Geister, ein Erkältungssirup oder eine Räuchermischung: Kräuter und Heilpflanzen sind das ganze Jahr über begehrte und geschätzte Begleiter.

Sie schmecken nicht nur in der Küche, sondern enthalten auch viele wertvolle Inhaltsstoffe. Das Wissen um ihre Wirkung und Anwendung ist oft uralt und im Alpenraum besonders vielfältig. Die „Zammer Kräuterhex“ Michaela Thöni-Kohler stellt in ihrem neu aufgelegten Buch 80 ausgewählte, heimische Heilkräuter in Wort und Bild vor, erklärt Erkennungsmerkmale, Besonderheiten, Wirkkraft sowie Stellenwert in der Volksmedizin und verrät auch zu jeder Pflanze spannende kulturhistorische Details. Vor allem aber gibt sie ausführliche Anleitungen und Tipps zur Ernte, dem Verarbeiten und Zubereiten von Ansätzen, Salben, Kräutermischungen, Tees oder Umschlägen und zu ihrer Verabreichung und Aufbewahrung. Als besonderen Bonus hat sie auch spezielle Rezepte aus alten Tiroler Büchern zur Volksheilkunde in ihre Sammlung mit aufgenommen. Liebe Frau Thöni-Kohler, Sie bezeichnen sich selbst als Kräuterhexe. 

Wo hat Ihre Begeisterung für Kräuter ihren Ursprung?

Schon von meinem Großvater habe ich vieles über Heilpflanzen und die Volksheilkunde gelernt. Wenn wir draußen unterwegs waren, hat er mir immer die Pflanzen am Wegesrand samt ihrer Wirkung erklärt. Viele Jahre später, nachdem ich eine ganz andere berufliche Laufbahn eingeschlagen hatte, kamen die Kräuter wieder zu mir und ich machte die Ausbildung zur Kräuterexpertin.

Welchen Stellenwert haben Heilkräuter in der Geschichte der Alpen und erleben alternative Heilmethoden heutzutage eine Renaissance?

Bis ins letzte Jahrhundert waren Ärzt:innen, Apotheken oder Hospitäler nicht überall verfügbar und oft nur sehr schwer zu erreichen. Außerdem konnten sich die Bäuerinnen und Bauern aus den Tälern eine medizinische Versorgung bei einer Ärztin oder einem Arzt oder im Krankenhaus meist gar nicht leisten. Deshalb war es wichtig, sich selbst helfen zu können. Dies geschah meist durch die Nutzung von heimischen Pflanzen – welche auch immer zur Verfügung standen. Immer mehr Leute interessieren sich heutzutage für die Pflanzenheilkunde und möchten sie wieder für sich selbst und die Familie nutzen. Schön, dass das alte Wissen wieder belebt wird!
 

Sind die Alpen (im Vergleich zu anderen Gebirgsketten) reicher an Heilkräutern oder wahren sie einen besonderen Schatz?

Die Alpen sind durch die verschiedenen Höhenlagen besonders reich an Heilpflanzen. Außerdem ist die Wirkkraft der Pflanzen in hohen alpinen Lagen besonders gut entwickelt. Das liegt an der intensiven UV-Einstrahlung und daran, dass die Pflanzen in hohen Lagen mehr Kraft und Energie aufwenden müssen, um in der relativ kurzen Vegetationsperiode zu gedeihen.

Was ist Ihre persönliche Lieblingspflanze und warum?

Ich mag den Stinkenden Storchenschnabel, auch Ruprechtskraut genannt, besonders. Er ist sehr oft zu finden, aber wenige Leute schenken ihm Beachtung. In den meisten Gärten wird er sogar als Unkraut ausgerissen. Dabei kann er so viel. Einige seiner Anwendungsgebiete in der Volksheilkunde
sind: Wunden, Hauterkrankungen, unerfüllter Kinderwunsch, Unterleibs-, Menstruationsbeschwerden, Kopf- und Ohrenschmerzen, Scheidenpilz, Fieberblasen, Schockzustände, Krisen ... was für ein breites Spektrum. Er war bereits im Mittelalter eine sehr wichtige Heilpflanze und wurde für viele Leiden eingesetzt, vor allem in der Wundheilung. 

Latsche

Verwendung: Schutzpflanze, Erkältungskrankheiten, rheumatische Beschwerden, Gelenkschmerzen, Muskelkater, Verspannungen, Verdauung, Magenverstimmungen, Immunstärkung

Latschennadelinhalation Getrocknete Latschennadeln mit heißem Wasser aufgießen. Ein Tuch über den Kopf geben und die Dämpfe inhalieren.
 

Walderdbeere

Verwendung: leber-, nieren- und blasenreinigend, Wundheilung, Durchfall, Hautausschläge, Entzündungen des Hals- und Rachenraums und des Zahnfleisches, Gallenleiden, Nervenschwäche, Bluthochdruck, Fieber, Steinleiden, Blutarmut, Energiemangel, Gicht, Rheuma, Akne, chronische Verstopfung

Walderdbeerblätterwein 1 Handvoll Walderdbeerblätter mit 0,7 l Rotwein in einem Glas ansetzen. Die Pflanzen sollten gut bedeckt sein. Für ca. 10 Tage stehen lassen und abseihen. Zur Appetitanregung ein Stamperl trinken.
 

Stinkender Storchenschnabel

Verwendung: Wunden, Hauterkrankungen, Herzbeschwerden, Depressionen, unerfüllter Kinderwunsch, Unterleibs-, Menstruationsbeschwerden, Durchfall, Kopf- und Ohrenschmerzen, Scheidenpilz, Fieberblasen, Schockzustände, Krisen

Kinderwunschtee Storchenschnabelkraut, Frauenmantel und Schafgarbe zu gleichen Teilen mischen. 1 bis 2 Teelöffel der Mischung in einer Tasse mit kochendem Wasser übergießen und dann 10 Minuten ziehen lassen. Anschließend abseihen und bei Bedarf täglich 2 bis 3 Tassen davon trinken.

»Die Alpen sind durch die verschiedenen Höhenlagen besonders reich an Heilpfl anzen. Außerdem ist die Wirkkraft der Pflanzen in hohen alpinen Lagen besonders gut entwickelt. «

Natürlich schön

Von Holunder-Salbe über Zitronen- Minze-Mundwasser bis hin zu Birkenblätter-Öl: Die sorgfältig ausgewählten Rezepte und die reiche Bebilderung wecken gleich die Lust, sich etwas Gutes zu tun!
 

Alles im Grünen

Dieses Kochbuch ist eine Hommage an unsere Umwelt und die gesundheitsfördernde Wirkung vieler Pflanzen: von Lärchen- Cheesecake bis hin zu Schafgarbe- Preiselbeer-Sirup.

Zurück zu den News-Beiträgen